Warum ich keine Links zum Internet-Buchhandel setze!

Ich bin in den letzten Wochen mehrmals angesprochen oder angemailt worden, warum ich bei meinen Literaturlisten oder der letzten Buchempfehlung keine Links zu den Internet-Buchversandhäusern wie amazon.de, buch.de oder thalia.de setze.

amazon Bild geschnitten

Darüber könne ich doch einige Euro verdienen, wenn Sie über meinen Link auf die Online-Seite der Buchhäuser gelangen und dort bestellen. Und für die KäuferInnen wäre das doch auch viel einfacher…
Gerade in der jetzt vergangenen Adventszeit wurden dort doch Millionen Bücher bestellt und versandt. Ich weiß, dass viele meiner Blog-KollegInnen diese Links setzen.

„Support your local dealer“

Aber ich halte es doch mit der guten alten Formel „Support your local dealer“ und meine damit nicht den Drogenhändler im Szeneviertel. Sondern die kleinen (und größeren) Buchläden, die immer noch Bücher zur Ansicht vorhalten oder bestellen und vor Ort ihre Steuern zahlen. Damit sichern sie ihre Arbeitsplätze, erstellen lokale Kaufkraft und ich kann (zumindest bei einigen) bei einer Tasse Kaffee oder Tee in den Büchern entspannt stöbern. Eine schöne sinnliche Erfahrung.

Aktuell hat hier in Bonn die große traditionsreiche Universitäts-Buchhandlung Bouvier nach 185 Jahren im letzten Jahr geschlossen.

Es gab sicher auch Managementfehler im eigenen Haus, die schon vor Jahren mit zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Aber die Tendenz, dass immer mehr Buchhandlungen schließen müssen oder in ihrer Existenz gefährdet sind, weil die Leute im Internet ihre Bücher kaufen bzw. auch direkt als E-Book downloaden, finde ich schon sehr bedenklich.

„Keine Maschinenstürmerei“

Das hat nicht mit einer Haltung zu tun, die man früher als Maschinenstürmerei bezeichnet hätte. So wie die Weber im 19. Jahrhundert die neuen Webmaschinen vernichten wollten, weil sie -zu Recht- den Verlust ihrer Arbeitsplätze und die Verschlechterung ihrer -bedingungen befürchteten.

Auch ich bediene mich vielfältig des Internets und kaufe und verkaufe dort gebrauchte (Fach-) Bücher oder suche zum Beispiel nach CDs, wenn die Schallplatten meiner Lieblingsgruppen aus den 70ern einfach zu verkratzt sind.

Für die Heilpraktikerschule Paracelsus, bei denen ich verschiedene berufliche Ausbildungen anbiete, setze ich auch Partnerlinks auf meine Terminseiten. Da kriege ich dann auch ein paar Cent, wenn jemand über meine Seite weiterklickt und eine Ausbildung dort bucht. Außerdem erhöht es meine Chancen, dass mein Seminar stattfindet und ich arbeiten kann und Geld verdiene wie auch die von mir persönlich bekannten und geschätzten StudienleiterInnen in den einzelnen Standorten.

„Zurück zu den Büchern…:“

Die Arbeitsplätze, die in den Buchhandlungen wohnortnah und mit bislang halbwegs vernünftigen Bedingungen und angemessener Bezahlung hier verloren gehen, wandeln sich in der Branche z.B. bei amazon in schlechter bezahlte und schnell kündbare Arbeitsplätze.
Vor einem Jahr wurde im Fernsehen ausführlich berichtet, dass amazon die Fremdarbeiter aus anderen EU-Staaten in Massenquartieren untergebracht hat und dort mit dubiosem Sicherheitspersonal überwachen liess.

Gerade im Dezember 2013 wurde amazon in der Adventszeit von den Gewerkschaften wieder wegen Streitigkeiten um den Tarifvertrag bestreikt und Stern, Spiegel und andere Zeitungen haben ausführlich in Hintergrundberichten kritisch über amazon berichtet. Für 2014 sind neue Streiks angekündigt.

„Wir gestalten unsere Zukunft mit…“

Ich kann und wir alle können wählen, ob wir diese Entwicklung zu immer mehr Internethandel mit den erwähnten negativen Auswirkungen und Bedingungen unterstützen wollen. Sage keiner später, er habe nichts gewusst und hat nur aus eigener Bequemlichkeit gehandelt, wenn es fast keine oder nur schlecht sortierte Buchhandlungen mit nur einigen wenigen Massentiteln mehr gibt.
Damit geht auch ein Stück an lokaler Kultur verloren, die nicht einmal staatlich getragen oder unterstützt werden muß. Dazu kommt der Mehraufwand für die Postboten und Paketzusteller, die die Berge der zunehmenden Bestellungen bewältigen müssen. Es hat alles seinen Preis, hier ist es der, etwas aus der oft zitierten eigenen Komfortzone herauszutreten.

Diese „Alles-und-jetzt-sofort-vor-die-Haustür-Haltung“ erinnert mich auch etwas an die Position eines 4jährigen Kindes, das an der Supermarktkasse „tobt“, weil Mama ihm jetzt nicht schon wieder Schokolade kaufen will?
Bloß nicht warten müssen, nicht mit etwas Frustration umgehen und auch keine Vorfreude mehr erleben können. Haben wir das verlernt, auf etwas ein paar Tage warten zu können, obwohl es nicht einmal sofort (lebens-)notwendig ist?

„Sprechen Sie mit Ihrer/m lokalen BuchhändlerIn“

Für Bonn möchte ich Ihnen

  • den Buchladen 46 in der Kaiserstrasse 46 (www.buchladen46.de) oder die
  • Büchergilde in der Altstadt in der Breite Strasse 47 oder
  • in meiner Gegend im Bonner Norden die Buchhandlung am Paulusplatz 6 in Alt-Tannenbusch (Buchhandlung am Paulusplatz) ans Herz legen.

Sprechen Sie dort mit den Besitzer/Mitarbeiter/Innen. Auch die senden Ihnen gerne bei eiligem Bedarf und genauso schnell das gewünschte Buch per Post wie die Internethändler und buchen den Preis von Ihrem Konto ab. Oder Sie legen Ihr persönliches Buchkonto an, wie früher der Bierdeckel in der Eckkneipe.
Über das Porto, das Sie im Internethandel oft erlassen bekommen, können Sie sicher mit den BuchhändlerInnen sprechen und eine Einigung erzielen. Oder wie beim fair gehandelten und deshalb etwas teureren Kaffee, wäre das ggfs. Ihr Obolus für Ihre Unterstützung einer guten und wohnortnahen Infrastruktur.

„Ich bin gespannt auf ihre Meinung. “

– Muss das gewünschte Buch sofort am nächsten Tag im Briefkasten liegen oder reicht es mir, wenn ich es mit gutem Gewissen in den nächsten Tagen in der Buchhandlung meiner Wahl abholen kann oder mir von dort in den nächsten Tagen zusenden lassen kann?

– Will ich die örtliche Infrastruktur unterstützen oder einen Versandhandel, von dem ich nicht einmal weiß, wo deren Gewinne versteuert werden und wie deren Arbeitsbedingungen aussehen? Ist die Haltung des Jetzt-aber-jetzt-sofort-vor-die-Tür den Preis wert, die lokale Struktur zu gefährden?

– Ist das Abwartenkönnen und auch die Vorfreude, bis ich das gewünschte Buch im Buchladen persönlich abhole, für Sie auch schon eine schwer erfüllbare Zumutung?
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Foto: eigen

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